Alta Langa – prickelnde Zukunft im Piemont

Alta Langa – prickelnde Zukunft im Piemont

Das Piemont zieht auch in prickelnden Angelegenheiten alle Register und etabliert sich gerade als verlässliche Quelle hochwertiger Schaumweine. Das Zauberwort heißt: Alta Langa.

Große Mengen gibt es nicht: Zwar verdoppelte sich die Rebfläche für den Schaumwein namens „Alta Langa“ in den vergangenen fünf Jahren, aber aktuell gibt es dennoch gerade mal 455 Hektar. Im Piemont steht ja traditionell der Rotwein – mit den Aushängeschildern Barolo und Barbaresco – im Fokus. Mit Alta Langa schickt das Piemont nun einen neuen vielversprechenden Star ins Rennen, der bereits zeigt, dass er es in Hinblick auf Qualität mit anderen italienischen „bollicine“ locker aufnehmen kann. „Historisch ging es für die Weingüter im Piemont schon immer um Hochwertigkeit und Klasse. So ist es nur logisch, dass wir auch in Sachen Schaumwein nach höchster Qualität streben“, sagt Maria Cristina Castelletta, die Präsidentin des 2001 gegründeten Consorzio Alta Langa, selbstbewusst. Die Trauben, die ausschließlich von Pinot Noir und Chardonnay stammen, wachsen in den Hügeln der drei Provinzen Alessandria, Asti und Cuneo. Im Jahr 2023 stellten 86 Betriebe 3,2 Millionen Flaschen Alta Langa DOCG her, doch da 85 Prozent von den schaumweinaffinen Italiener:innen selbst getrunken werden, schafft es nur ein kleiner Teil in den Export. Angesichts des weltweiten Schaumweinbooms soll die Rebfläche nun in den nächsten paar Jahren von 455 auf 600 Hektar steigen.

Alte Bollicine Piemontesi

Die Herstellung von Schaumweinen nach Klassischer Flaschengärung (italienisch: Metodo Classico) besitzt überraschend lange Tradition. Tatsächlich entstand der allererste Metodo Classico Italiens im frühen 19. Jahrhundert im Piemont, wo der Einfluss Frankreichs deutlich spürbar war. Um 1850 begannen im Gebiet um den Ort Canelli die ersten Auspflanzungen von Pinot Noir und in der Folge etablierten sich die ersten seriösen Schaumweinbetriebe. Einen wichtigen Meilenstein für den Metodo Classico aus dem Piemont setzte man 1990, als das „Progetto Spumante Metodo Classico“ ins Leben gerufen wurde und 20 Hektar Versuchsweinberge mit Pinot Noir und Chardonnay angelegt wurden. In den folgenden Jahren erarbeitete man die ersten Produktionsregeln für Alta Langa. Nachdem sich 2001 ein Consorzio mit 48 Mitgliedern bildete, wurde Alta Langa im Jahr 2002 offiziell als DOC anerkannt und die Aufwertung zur DOCG folgte 2011 (geltend für Weine ab dem Jahrgang 2008).

Strenger als die Champagne

Das, was oft als „Einstiegsqualität“ bezeichnet wird, gibt es bei Alta Langa nicht. Die Mindestdauer der Hefelagerung in der Flasche beträgt nämlich 30 Monate, während in der Champagne gesetzlich nur 15 Monate als Minimum vorgeschrieben sind. Consorzio-Präsidentin Maria Cristina Castelletta betont: „Um Alta Langa in höchster Qualität zu produzieren, ist die Zeit ein ganz entscheidender Faktor: Alle unsere Schaumweine liegen zumindest 30 Monate auf der Hefe, oft aber auch deutlich länger.“ Tatsächlich erblickt man auf den Etiketten Angaben von mitunter 60, 90 oder mehr als 100 Monate Hefereifung. Alta Langa ist außerdem immer ein „Vintage“, ein Jahrgangsschaumwein, und besteht, wie bereits erwähnt, ausschließlich aus den Sorten Pinot Noir und Chardonnay, die in den Hügeln der Langhe wachsen. Die Weingärten haben sich laut Reglement auf mindestens 250 Meter Seehöhe zu befinden, reichen aber in den besten Lagen bis 700 Meter hinauf. Die Höhenlage, die kühlen alpinen Brisen, aber auch der feuchte Wind vom Meer schaffen ein Klima, in dem Pinot Noir und Chardonnay ideale Schaumwein-Grundweine mit gutem Säuregehalt hervorbringen können. Die Böden sind von einem Mix aus Mergel und Sandstein geprägt. Wo der Mergel dominiert, besitzen die Weine oft eine höhere Konzentration und tolle Lagerfähigkeit. Sandstein hingegen betont die Eleganz und die aromatische Finesse in Alta Langa. In Sachen Restsüße bewegt sich Alta Langa großteils im Bereich „Brut“, wobei 12g/l generell die maximale Dosage für Alta Langa sind. Aktuell gibt es einen Trend in Richtung Extra Brut und Pas Dosé. Alta Langa wird auch als Rosé produziert, derzeit zu etwa acht bis zehn Prozent.

Das allgemeine Interesse an Alta Langa wächst und die Appellation möchte auch im Ausland ihre Bekanntheit steigern. Deshalb fand im November 2024 eine internationale Pressereise statt, zu welcher ich nach Alba eingeladen wurde. Höhepunkt des Events war eine perfekt organisierte Blindverkostung von 74 Alta Langa Schaumweinen, die einen tollen Einblick in die Vielfalt und die Hochwertigkeit der Alte Bollicine Piemontesi gab. Der Stil von Alta Langa ist elegant und frisch, oft mehr von Frucht als von Hefigkeit geprägt, in Einzelfällen schwingt deutlich Holz mit und die Qualität der Perlage ist überwiegend überzeugend. Bei der Blindverkostung hat mich Ettore Germanos 65 Monate auf der Hefe gereifter Blanc de Blancs Pas Dosé 2016 mit besonderer Finesse beeindruckt. Meine weiteren Alta-Langa-Highlights befinden sich in der Spalte rechts bzw. weiter unten.