Chianti Classico im Herkunftsfieber: UGA

Chianti Classico im Herkunftsfieber: UGA

Die Zukunft von Chianti Classico liegt in engeren Herkunftsangaben. Zuletzt wurden 11 Subzonen – die sogenannten UGA – definiert, durch welche der Terroirgedanke stärker in den Fokus rückt.

Die Grenzen des Anbaugebietes von Chianti Classico, welches sich zwischen Florenz und Siena erstreckt, wurden bereits 1716 definiert. Auf den heute 7.000 Hektar Weinbergen wächst in erster Linie Sangiovese, eine meiner absoluten Lieblingssorten, weil sich in ihren Weinen Rotfruchtigkeit, Frische, Mineralität und hohe Tanninqualität in spröder Eleganz vereinen. Seit Langem darf Sangiovese auf für Chianti Classico DOCG mit bis zu 20 Prozent von anderen Sorten vermischt werden; zugelassen sind gebietstypische Spezialitäten wie Canaiolo, Colorino und Malvasia nera, aber auch internationale Sorten wie Merlot und Cabernet Sauvignon. Von den Letztgenannten verabschieden sich aber immer mehr Weingüter und der Trend geht schon seit einigen Jahren zu „Sangiovese in purezza“, denn sortenreiner Sangiovese bringt das Terroir von Chianti Classico auf besonders schöne Art – mit viel Finesse und Trinkfluss – ins Glas.

UGA – die neuen Stars der Toskana

Als im Jahr 2014 die Gran Selezione als oberste Kategorie der dreistufigen Qualitätspyramide von Chianti Classico eingeführt wurde, betonte man damit anfangs weniger die Herkunft oder gar Einzellagen, sondern eine längere Reifezeit am Weingut (30 Monate – anstatt 24 Monate für Riserva, 12 Monate für Annata). Das Konzept der Gran Selezione wurde aber weiterentwickelt und der Weg in Richtung engere Herkunftsangaben eingeschlagen. Die entscheidende Neuigkeit nennt sich UGA – Unità Geografiche Aggiuntive (zusätzliche geografische Einheiten), die in der ersten Phase – ab der Ernte 2022 – nur auf den Etiketten der Gran Selezione in Erscheinung treten. Vergleichen lässt sich eine UGA am ehesten mit einer Ortsweinherkunft. Die elf Unterzonen von Chianti Classico heißen demnach: San Casciano, Greve, Montefioralle, Lamole, Panzano, Radda, Gaiole, Castelnuovo Berardenga, Vagliagli, Castellina und San Donato in Poggio.

Alessandro Masnaghetti, als Italiens „Map Man“ bekannt, war an der Definition und Abgrenzung dieser elf UGA wesentlich beteiligt. Er ist für seine detaillierten Lagenkarten (www.enogea.it) für weltweit renommierte Weinbaugebiete berühmt. Über Chianti Classico sagt Masnaghetti: „Wir sind erst am Anfang und es war wichtig, diesen Prozess zu starten. Hier passiert eine große Veränderung im Mindset – von der Rebsorte hin zu Herkunft und Terroir.“ Die einzelnen Unterzonen in Bezug auf einen Weinstil zu charakterisieren, sei jedoch sehr komplex und nicht so einfach zu beantworten. In jeder UGA gebe es vielfältige Bedingungen, das heißt, jede Menge klimatische und geologische Unterschiede von West nach Ost bzw. von Nord nach Süd. Ein paar allgemeine Merkmale zu den Weinen nennt Masnaghetti dann aber doch: In San Casciano seien die Weine sehr gut balanciert, von mittlerer Struktur und runder Frucht. Besonders hell, floral und elegant präsentierten sich die Weine in der kleinsten UGA Lamole (95 Hektar). Mit tollem Säurerückgrat und lebhafter Frucht seien die Weine der kühleren UGA Radda ausgestattet, während die südlichen Gebiete von Castelnuovo Berardenga und Vagliali Weine mit dunklerer Frucht und feiner Tanninbitterkeit hervorbringen.

Neu geregelt wurden in Sachen Gran Selezione zudem die Anforderungen in Bezug auf die Zusammensetzung der Cuvée. Der erforderliche Anteil an Sangiovese wurde von 80 auf mindestens 90 Prozent erhöht und für die verbleibenden maximal 10 Prozent die Verwendung einheimischer Rotweinsorten vorgeschrieben, die traditionell im Chianti-Gebiet vorkommen: Canaiolo, Ciliegiolo, Colorino, Malvasia Nera, Pugnitello etc. Internationale Rebsorten sind hingegen nicht mehr erlaubt. Rechtskräftig wurden die neuen Regelungen mit 1. Juli 2023.